Als die Isenburger in Offenbach residierten



Beim Besuch herrschte eine fröhliche Atmosphäre. Foto: TraumFrei-religiöse Gemeinde auf den Spuren der Waechtersbacher Keramik zu Bestich im Streitberger Lindenhof-Museum

BRACHTTAL (tra). Eine Gruppe der frei-religiösen Gemeinde aus Offenbach war auf den Spuren der Waechtersbacher Keramik im südlichen Vogelsberg unterwegs und stattete dein privaten Lindenhof-Keramikmuseum in Streitberg einen Besuch ab.
Traudel Winkler führte die Besuchergruppe an und alle verlebten einen ausgedehnten Nachmittag in den Räumen und auf dem Hof des Lindenhof-Keramikmuseums. Marlies und Klaus-Dietrich Keßler boten. auf schon traditionelle Weise. den Gästen einen schönen und informativen Nachmittag in ihrer Keramikausstellung. Gruppenweise ging es bei den Führungen zu. Während die eine Gruppe den leckeren Kuchen mit Kaffee genießen durfte, bekam die andere Wissenswertes über die Waechtersbacher Keramik zu hören. Aber nicht nur die Keramik war Therna, sondern auch die Geschichte des Isenburger Hauses und wie die Verknüpfung mit Offenbach aussah: Um 1500 gingen Offenbach und einige umliegende Orte über in den Besitz von Graf Ludwig von Isenburg. Unter Graf Reinhard von Isenburg wurde Offenbach Residenz. Das prachtvolle Isenburger Schloss in Offenbach mit seiner Renaissancefassade ist heute Bestandteil des Campus der Hochschule für Gestaltung. Den kleinen geschichtlichen Ausflug machte Klaus-Dietrich Keßler zu Beginn der Führung.
Große Augen machten die Senioren der frei-religiösen Gemeinde auf Offenhach, als sie die wohlgeordnete Sammlung sahen. „Das muss ich erst einmal verarbeiten“, sagte eine der staunenden Besucherinnen. Zwischen Fachwerk und Vitrinen prangte der Querschnitt Waechtersbacher Produktion von den Anfängen bis zu den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Diverse Stilrichtungen von Biedermeier zum Historismus und Jugendstil bis Art Déco sind zu sehen, in den Vitrinen und Regalen stehen Schönheiten im Form und Farbe, die schwindelig machen. Wenn Klaus-Dietrich Keßler über die verschiedenen Designer der Waechtersbacher Keramik erzählte, darunter Christian Neureuter, Joseph Maria Olbrich und Ursula Fesca, dann härten die Besucher besonders gut zu, denn oft konnten sie kleine Anekdoten hören, die eine rein wissenschaftliche Führung enorm auflockerten. Es wurde viel dabei gelacht.
Einige der Seniorinnen und Senioren konnten sich an Zeiten erinnern, als sie noch von Tellern gegessen und Brot aus denn Brotkasten geholt hauen, die aus Waechtersbacher Produktion stammen. Die Führung, mit Erinnerungen verbunden. machte alles sehr spannend.
Gestaunt hatten die Besucher über den Turm, die „Rotunde“, in der Keramik rundherum an den Wänden, übersichtlich in Regalen verstaut, an die 20er bis 50er Jahre erinnerte. Die kleine und enge Treppe, die im Turm, nach unten führt, wagten die Besucher nicht zu nehmen. „Vielleicht stoße ich hinter mir irgendwo an, während ich vorn begeistert die Tassen betrachte", meinte eine der Damen.
Das könnte unter Umstünden tatsächlich geschehen und den Keßlers etwas Kopfzerbrechen machen, denn viele Teile sind nicht mehr zu bekommen.
Der Nachmittag ging fröhlich zu Ende, die Eindrücke mussten verarbeitet werden und der Kuchen fand. bis auf wenige Krümel, dankbare Abnehmer und nur ein Kuchenteller aus einer langen Massenproduktion ging zu Bruch. Das konnten Marlies und Klaus-Dietrich Keßler lächelnd Verschmerzen.

Quelle: Gelnhäuser Tageblatt 19.08.2011