Lebenswerk aus Ton



Eine beeindruckende Privatsammlung Waechtersbacher Keramik

Bild: Main-EchoKeramik kennt keine Grenzen − man kann nahezu alles aus ihr machen. Nicht nur Geschirr, Vasen und Kannen. Von Kerzenleuchter bis Nachttisch, von Schreibtischset bis Stockknauf, in allen Farben, Formen und Größen. Marlies und Klaus-Dietrich Kessler sammeln seit über 30 Jahren Keramik aus der Waechtersbacher Produktion und haben eine großformatige Sammlung zusammengetragen, die seit 2003 der Öffentlichkeit zugängig ist.

Die Tür der ehemaligen Scheune öffnet sich und gibt den Blick frei - nicht nur auf eine Vielfalt von Keramik, sondern auf ein detailverliebte. Dokumentation Waechtersbacher Kunstgeschichte. Vielen Museen ist es anheim, dass sie im Grunde gar nicht geplant waren. So ist es auch hier, im Lindenhof.

Seite den der Jahren sammelt Klaus-Dietrich Kessler Waechtersbacher Keramikprodukte, seine Frau Marlies teilt seine Leidenschaft. Die ersten Stücke spielte ihm der Zufall in die Hände: Sie waren Teil einer Hausauflösung. Ein befreundeter Redakteur identifizierte ihre Herkunft, später sollte sich herausstellen, dass diese sogar zu den wertvollsten Exponaten überhaupt gehören. Angesichts dieser überschwänglichen Vielzahl an formschönen Krügen und handbemalten Vasen mag man das kaum glauben.

SchaleDie Räumlichkeiten des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert, welches das Ehepaar 1993 kaufte und denkmalgerecht restaurierte, konnten die Ausstellungsstücke irgendwann nicht mehr fassen. So wurde kurzerhand die Scheune umfunktioniert, die heute das Museum beherbergt, und selbst auch schon wieder aus allen Nähten zu platzen droht − so viele Stücke enthält die Kesslersche Sammlung.

Ein Museum mit Wohn- zimmeratmos- phäre − nicht nur wegen der KeramikIn der urigen Scheune sind die Exponate liebevoll in Vitrinen und, als Tischszenen arrangiert. Man begibt sich auf einen Streifzug durch die Keramikgeschichte von Waechtersbach, beginnend um 1840, durch den Historismus, den berühmten Jugendstil, durch Bauhausdesign bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Dabei sind es nicht einmal die wertvollsten, größten oder buntesten Ausstellungsstücke, die beeindrucken − vielmehr ist es der farbenfrohe Detailreichtum, der die Waechtersbacher Keramik ausmacht. Die Kesslers zeigen liebevoll dekorierte Services, naturalistische Malereien, fantasievolle Designs, Künstlerisch ausgestaltete Blumen, Tiere, Gesichter, Ornamente.

Ehepaar Keßler in ihrer Beeindruckend ist auch die Aufmerksamkeit, welche die Kesslers sowohl ihren Stücken, als auch ihren Besuchern schenken. Sie bitten zum Tee, erzählen Geschichten über Tischkultur und Jugendstil, öffnen die Vitrinen, fordern immer wieder auf; dieses oder jenes Exponat anzufassen, zu fühlen, im Licht zu betrachten. Es ist eine einladende Atmosphäre, eher anhimmelnd wie im Wohnzimmer denn wie in einem sterilen Museumsraum. Sie nehmen sich viel Zeit, und an Ende steht fest: So spannend kann Keramik sein.

Quelle: Main-Echo Nr.39 28.09. bis 04.10.2007, Kim-Solveig Kirchner

Aktualisiert (Freitag, den 24. September 2010 um 14:16 Uhr)