Nach Schlierbacher Reinheitsgebot gewaschen



GNZ vom 05.03.2017

Nach Schlierbacher Reinheitsgebot gewaschen

 

Klaus-Dietrich und Marlies Keßler zeigen den neuen Waschtisch     Foto: Löchl

Brachttal-Streitberg (dl).  Überascht waren Klaus Dietrich und Marlies Keßler, als sie das erste Mal den Jugendstil-Waschtisch in Augenschein nahmen, der ihnen vom Besitzer aus dem Aachener Raum angeboten worden war. Das Ensemble von Hygieneartikeln ist nicht nur ein wertvolles Zeugnis der Zusammenarbeit der Möbelfabrik Eisenhammer mit der Waechtersbacher Keramikfabrik, sondern auch in seiner vollständigen und guten Erhaltung ein wertvoller Beleg für die Kultur der Körperpflege Anfan des vergangenen Jahrhunderts.

Vermutlich um 1910 wurden die keramischen Accessoires des Waschtischesin der Waechtersbacher Keramikfabrik hergestellt, die mit dem stilisierten blauen Jugendstil-Blumendekor Nummer 1753 verziert sind. Das aus Holz gefertigte Gestell weist in seiner Mischung aus Historismus und Jugendstil charakteristische Merkmale der in der Fabrik Eisenhammer hergestellten Möbel auf. Aus Waechtersbacher Keramik wurden Seifenschale, Zahnbürstenschale, Waschschüssel mit Ablauf, Wasserkrug mit einer zum Ausgießen drehbaren Halterung, Nachtgeschirr und Brauchwassereimer hergestellt.

Alle Bestandteile des Waschtisches weisen für Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs erstaunlich geringe Spuren auf. das über 100 Jahre alte Set dürfte in seiner Erhaltung und Vollständigkeit zumindest sehr selten, wenn nicht sogar einzigartig sein. Die meisten Keramik-Gebrauchsgegenstände aus dieser Zeit sind längst verschlissen und beseitigt worden. Der Vorbesitzer wollte das vermutlich aus Belgien stammende Stück in einem Museum untergebracht wissen und hatte deswegen mit den Keßlers Kontakt aufgenommen. Im Lindenhof Keramik-Museum kann der Waschtisch schon am morgigen Sonntag von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Nach telefonischer Voranmeldung unter 06054-6714 ist auch ein anderer Termin möglich.