Jean Beck und die Wächtersbacher Steingutfabrik



Sammler und Forscher trafen sich im Brachttaler Lindenhof-Museum.

Als Klaus-Dietrich und Marlies Keßler die Oktober-Ausgabe des "Sammlerjournal" erhielten, fiel ihr Blick auf den Leitartikel, der dem Münchener Künstler Jean Beck gewidmet war. Diese Arbeit des Sammlers Otto F. Götz aus Neuried in Bayern leitete eine Reihe von Beiträgen ein, die in dieser Zeitschrift in den nächsten Monaten das Leben des 1862 in Mettlach geborenen und 1938 in München als Professor gestorbenen Keramik- und Glaskünstlers Jean Beck erstmals in dieser Ausführlichkeit beleuchten.

Die Eheleute Keßler, Betreiber des Lindenhof-Keramikmuseums in Streitberg, erinnerten sich beim Lesen des Artikels an einen Vortrag von Volker Kirchner beim Wächtersbacher Geschichtsverein im November vergangenen Jahres, in dem Beck ebenfalls eine wichtige Rolle spielte.

In der Wächtersbacher Steingutfabrik wirkte Beck von 1891 bis 1893 als Künstlerischer Leiter. Christian Neureuther, bedeutender Jugendstilkünstler der hiesigen Steingutfabrik, studierte zu dieser Zeit in der Kunstakademie in München. Jean Beck bestimmte während Neureuthers Abwesenheit wohl sehr erfolgreich die künstlerische Ausrichtung der Wächtersbacher Keramikproduktion. Becks Kreativität, sein Streben nach Selbständigkeit und seine große Flexibilität führten ihn 1893 weiter nach Paris. 1898 fasste er in München Fuß, wo er ein eigenes Atelier gründete. Jean Becks Aufenthalt in Schlierbach war nur durch einen Brief im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München in groben Zügen belegt.

Volker Kirchner entdeckte im Fürstlichen Archiv in Büdingen entscheidende Schriftstücke zu Becks Wirken in Schlierbach. Marlies und Klaus-Dietrich Keßler stellten den Kontakt zwischen Otto F. Götz und Kirchner her.

Samstag und Sonntag, 28. und 29. November, trafen sich Erforscher und Sammler von Waechtersbacher Keramik im Lindenhof-Museum in Streitberg zu einem Gedanken- und Informationsaustausch. Ziel der Gesprächsrunde, an der neben Volker Kirchner die Sammler Karl Käding, Dieter Kissner, Winfried Schmidt und der Kunsthistoriker Pascal Heß teilnahmen, war es, anhand der von Otto F. Götz mitgebrachten Entwurfszeichnungen aus Becks Nachlass, in der Wächtersbacher Steingutfabrik ausgeführte Entwürfe zu definieren. Gelingt dieses, will Otto F. Götz die Wächtersbacher Komponenten der Vita Becks in seiner in Arbeit befindlichen umfangreichen Publikation und in der von ihm vorbereiteten Ausstellung in München mit einbeziehen. Otto F. Götz nahm in diesem Zusammenhang auch das Angebot der Sammler Dieter Kissner und Winfried Schmidt wahr, deren umfangreiche Sammlungen von Waechtersbacher Keramik auf Spuren der Entwurfstätigkeit von Jean Beck hin anzuschauen. Die Fotografie zeigt oben den bisher einzig bekannten von Jean Beck signierten Waechtersbacher Wandteller aus dem Besitz des Sammlers Lothar Berger sowie zwei vorläufige Jean Beck-Zuschreibungen aus dem Bestand des Lindenhof Keramik-Museums.

Quelle: Lindenhof Keramik-Museum 28., 29.11.2009

Aktualisiert (Freitag, den 24. September 2010 um 14:18 Uhr)