Spiel der Farben



Die Farbigkeit des "Art Deco" wirkt trotz schlichtem Dekor interessant und hat auf den Betrachter eine positive Wirkung. (Foto: Löchl)Lindenhof Keramik-Museum zeigt farbintensive Einzelstücke der Keramikproduktion

Brachttal-Streitberg (dl). Nur einmal hergestellt sind die drei Schmuck-Wand-teller, die Marlies und Klaus-Dietrich Keßler anlässlich des diesjährigen Mottos "Farbe" zum "Tag des offenen Denkmals" präsentierten - eine Rarität. Besonders wirkungsvoll macht das Blumendekor auf den Wandtellern, das der Kunstabteilung von Christian Neureuther zugeschrieben wird, durch das Spiel der Farben auf sich aufmerksam, ohne sich aufzudrängen.

Der Werkstoff Keramik wurde hier, mit seinen besonderen Eigenschaften durch die ausgewählten Farben und die der Waechtersbacher Fabrik eigenen Glasur, im wahrsten Sinne des Wortes "glänzend" verwendet. Mit Astern, Stiefmütterchen und Winden hat jeder der drei Teller ein eigenes Motiv, das durch den einheitlichen Rahmen und die besondere Farbgebung keinen Zweifel aufkommen lässt, dass die drei Stücke zusammengehören. Tatsächlich wurden die drei Einzelstücke für den kaufmännischen Direktor Jakob Staubach zu einem besonderen Anlass gefertigt und waren seitdem im Privatbesitz der Familie und der Erben, die den Keßlers die Teller für eine gemeinnützige Spende und mit der Zusicherung, dass sie fortan öffentlich ausgestellt werden, überließen. Die Experimentierfreudigkeit der Waechtersbacher Fertigung kam Neureuther zugute, denn als der sein künstlerisches Schaffen in der Fabrik begann, gab es hier bereits ein vielfältiges Sortiment an gefärbten Glasuren und Farben, die laut der Autoren der grundlegenden Schrift "Wächtersbacher Steingut", Heinz und Lilo Frensch, für seine Arbeiten von entscheidendem Einfluss waren.

Eine ganz andere Form von Jarbigkeit beherrschte die Keramiken im sogenannten "Art Deco". Für die eher schlichten Dekore wurden einfache geometrische Formen, Linien und Streifen verwendet. Die mitunter fantasielos wirkenden Entwürfe bekamen durch ihre meist starke Farbigkeit einen gewissen Reiz, beschrieb das Ehepaar Frensch in seinem Werk das Ende der "Hohen Zeit der Kunstkeramik". Dass man sich der farbenfrohen Vielfalt trotzdem nicht entziehen kann, erfährt der Betrachter, wenn er die neu gestaltete Ausstellung im zum Museum gehörenden umgebauten ehemaligen Silo betrachtet. Da .werden in einer repräsentativ zusammengestellten Sonderausstellung die Vielfalt der Formen und Farben aus dieser Zeit eindrucksvoll veranschaulicht - ein Vorgeschmack auf die 1960er Jahre und die "Pop Art", in der plakativ verwendete, kräftige Farben nicht nur in der Kunst, sondern auch in den Medien und im täglichen Umfeld dominierten.

Zum Thema Farbe in der Keramikproduktion schloss sich für Klaus-Dietrich Keßler der Kreis in seinem Vortrag mit dem Hinweis auf die heutige kleine, sehr farbige Produktion in der ehemaligen Fabrik mit der Racu-Brenntechnik, die zwar in keiner Weise mit der früheren Fertigung zu vergleichen ist, aber Hoffnung macht, dass die Kunst der Keramikproduktion in Schlierbach fortgeführt wird.

 

Quelle: Gelnhäuser Neue Zeitung