Schicke Möbel aus Brachttal



Möbel aus der Fabrik in Schloss Eisenhammer. Foto: SchäferSAMMLER In Schloss Eisenhammer wurde mehr als 100 Jahre lang produziert / Streitberger Familie Keßler findet besondere Stücke

BRACHTTAL (an). „Ganz verrückt", sagt Klaus Keßler dazu. Er meint einen Kinderwaschtisch, den er mit Ehefrau Marlies für ihr privates Lindenhof-Keramikmuseum in Streitberg erworben hat. Der untere Teil dieses Stückes ist im Stil des Historismus gestaltet, der obere im Jugendstil. Es wurde in der ehemaligen Möbelfabrik Schloss Eisenhammer gefertigt. Das Waschbecken und die eingelassene bemalte Platte mit dem „Froschkönig"-Märchenmotiv stammen ebenfalls aus Brachttal, nämlich aus der Waechtersbacher Keramik.

Die Keßlers haben vor elf Jahren in einer ehemaligen Scheune und einem ehemaligen Silo ihr Privatmuseum eröffnet, um ihre Sammlung an Waechtersbacher Keramik von den Anfängen der Produktion bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bei freiem Eintritt sind an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr Besucher Willkommen. „Wir bauen unsere Sammlung weiter aus", sagt Klaus Keßler. „Das einzige Hindernis ist, dass wir fast keinen Platz mehr haben." Zwar haben sie im Hof noch ein kleines Häuschen errichtet, aber das ist auch schon wieder voll. Und immer noch ist vieles in Kisten verpackt, darunter zahlreiche von Ursula Fesca entworfene Stücke. Diese Bauhaus- und Art-déco-Designerin arbeitete von 1931 bis in die 60er Jahre in der Schlierbacher Fabrik. Momentan konzentrieren sich die beiden Sammler aber auf Stücke aus der Fürst Ysenburg Möbel GmbH in Schloss Eisenhammer. Die hatte im Jahr 1985 noch ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert und schloss kurz danach ihre Pforten. Die Möbelfabrik, beschreiben die Keßlers, sei ohne viel Aufhebens untergegangen und einer der ersten Ysenburger Betriebe gewesen, der eingegangen sei. Kurze Zeit später habe auch in der Waechtersbacher Keramik die Krise begonnen. Leider seien aus Schloss Eisenhammer nur noch wenige Möbel erhalten geblieben. Die meisten hätten nicht mehr dem Zeitgeist eintsprochen und seien auf dein Sperrmüll gelandet. Vor allem Küchen seien aber noch vorhanden, wobei eine schön restaurierte im Brachttal-Museum in Spielberg zu sehen ist. Die Möbelfabrik habe auch ungewöhnliche Sachen gemacht, wie eben diesen Kinderwaschtisch oder einen Beistelltisch im Historismus-Stil mit eingelassenen Keramikplatten mit Motiven des Jugendstil-Künstlers Christian Neureuther. Eine neue Errungenschaft ihres Museums ist ein Spätbiedermeier-Schreibsekretär, den sie in einer ehemaligen Streitberger Dorfkneipe entdeckten. Möbelrestaurator Michael Eckhardt aus Schlierbach hat ihn fachgerecht auf Hochglanz gebracht. Wahrscheinlich habe ein Streitberger Dorfschreiner dieses Stück aus Kirschen- und Eichenholz hergestellt. Er hat innen eine Signatur hinterlassen, von der nur "Streitberg 1900" eindeutig zu entziffern ist.

Am liebsten wäre es ihnen ja, wenn in der ehemaligen Keramikfabrik ein Museum eröffnen würde, das wäre ein Traum, ein Gewinn für Brachttal und ein Anziehungspunkt. Dem würden sie gerne auch ihre Sammlung zur Verfügung stellen. Dies sei ein Anliegen des Förderkreises Steingut Schlierbach, in dein sie beide mitwirken.

 

Quelle: Gelnhäuser Tageblatt 07.06.2014